Anhörung ehemaliger Heimkinder vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages
Am 11. 12. 2006 fand vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eine Anhörung ehemaliger Heimkinder statt.
Diese Anhörung ist das erste Resultat der von Peter Wensierski, Wolfgang Focke und Michael-Peter Schiltsky eingereichten Petitionen an den Deutschen Bundestag.
Die wesentlichen Forderungen der Petitionen sind:
Die Anerkennung betroffener ehemaliger Heimkinder als Opfer von Menschenrechtsverletzungen.
Die Regelung berechtigter Forderungen, die sich daraus ergeben.
Die Ächtung der menschenverachtenden Erziehungspraxis in Heimen während der Zeit von 1945 bis 1975.
Die Klärung der Frage fehlender Rentenanwartschaften bezüglich erzwungener unbezahlter Arbeit, für die keine Sozialversicherungsbeiträge entrichtet wurden.
Die Erklährung, dass die in den Heimen verlangte und geleistete Kinderarbeit Unrecht gewesen ist.
Die Gewährleistung der Finanzierung von Langzeittherapien der Traumata, an welchen viele der Betroffenen noch heute leiden.
Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses unrühmlichen Kapitels in der Sozialgeschichte der Bundesrepublik.
Die Berücksichtigung auch der ehemaligen Heimkinder in der ehemaligen DDR bei der Klärung all dieser Fragestellungen.
Eine öffentliche Anhörung betroffener ehemaliger Heimkinder vor dem Deutschen Bundestag.
Eine Ausstellung über die Lebenssituation ehemaliger Heimkinder in den Heimen der Zeit von 1945 bis 1975 unter Berücksichtigung ihrer Lebenssituation nach dem Heimaufenthalt.
Die Anerkennung der moralischen Schuld des Staates an den Vorfällen in den Heimen während der besagten Zeit, die sich aus der Einweisungspraxis der Jugendämter und die mangelnde Heimaufsicht ergibt.
Die Schaffung einer Unabhängigen Heimaufsicht für alle heute existierenden Heimformen (auch der Altenpflegeeinrichtungen), um zu gewährleisten, dass vergleichbares Unrecht, wie wir es erfahren mussten, in Deutschland in Gegenwart und Zukunft nicht mehr geschehen kann.
Es muss in Deutschland endlich ein Rechtsbewusstsein für die Rechte der Kinder entstehen, in dem unmissverständlich deutlich gemacht wird, dass die Menschenrechte uneingeschränkt für alle Menschen, also auch für Kinder gelten!
Es muss in Deutschland endlich ein Unrechtsbewusstsein dafür entstehen, dass die Verletzung der Menschenrechte ein Verbrechen, die Verletzung der Menschenrechte von Kindern ein Verbrechen an der Menschheit ist!
Eine ausführliche Erläuterung der Umstände, unter welchen betroffene ehemalige Heimkinder leben mussten, finden Sie unter "Thema".
Nachlese zur Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages am 11. 12. 2006
Während der Anhörung war deutlich spüren, dass die anwesenden Abgeordneten des Petitionsausschusses, sowie die Gäste aus anderen Ausschüssen und Ministerien, deren Ressorts die Forderungen der Petitionen zur Problematik ehemaliger Heimkinder betreffen, mit außerordentliche Konzentration den annähernd zweieinhalb Stunden dauernden Vorträgen der Betroffenen folgten. Die Abgeordneten zeigten sich deutlich erschüttert und berührt von dem, was ihnen vorgetragen wurde. Die Obleute der einzelnen Fraktionen gaben zu verstehen, dass sie die Notwendigkeit einer gemeinsamen Vorgehensweise aller Fraktionen sehen und anstreben wollen, eine gemeinsame, Fraktionen übergreifende Entscheidung des Petitionsausschusses zu finden, um der Problematik ehemaliger Heimkinder und den Forderungen der dazu vorliegenden Petitionen gerecht zu werden. Die Vortragenden, die für die verschiedenen Typen von Heimen in staatlicher, kirchlicher und privater Trägerschaft gesprochen hatten, konnten den Saal in der Hoffnung verlassen, dass nun auch von staatlicher Seite gesehen wird, dass eine Aufarbeitung der Problematik ehemaliger Heimkinder auch seitens des Deutschen Bundestages vorangetrieben werden muss, und dass man sich der Verantwortung stellen will, die dieses unrühmliche Kapitel deutscher Sozialgeschichte der Nachkriegszeit, neben den Rechtsnachfolgern der kirchlichen und privaten Träger, auch den zuständigen staatlichen Stellen auferlegt.
Ein bemerkenswerter Schritt auf einem gewiss noch langen Weg ist getan und lässt uns mit Hoffnung weitergehen.
Die Texte, die vor dem Petitionsauschuss des Deutschen Bundestages am 11. Dezember 2006 von Betroffenen vorgelesen wurden, finden Sie hier!