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Bericht über Misshandlungen im Kinderheim Haus Hoheneck


1. Teil 1946 -1952

In der Zeit von November 1946 bis März 1960 befand ich mich im Kinderheim Haus Hoheneck in Essen-Heidhausen. Träger des Heimes war die Stadt Essen. Die Leitung oblag den kath. Schwestern von der Kongregation der Elisabetherinnen, mit Mutterhaus in Essen-Schuir.

Ich befand mich dort in den Stationsgruppen unter den jeweiligen Leitungen der Schwestern Mercedes, Gregoria, Flaviana, Angela, Sigisberta und Frau S.. Die Leitung des Heimes oblag in der Zeit den Oberinnen Schwester Josepha und Schwester Hieronyma.
Zu berichten ist zunächst über die Zeit von etwa 1948 - 1952, in der meine ersten Kindheitserinnerungen beginnen.

Ich gehörte damals der Station von Schw. Mercedes und Schw. Gregoria an, die zeitweise eine gemeinsame Station führten, später aber jeweils einer eigenen Gruppe vorstanden.
Als Stationshilfe war zu dieser Zeit und auch später Frau M. Sch. tätig.
Frau Sch. konnte ihre Stationshilfetätigkeit aufgrund von langen Gebets-, Andachts- und Tischzeiten der Ordensfrauen, meist autonom ausführen. Die Ordensschwestern waren über die tatkräftige Hilfe dankbar, die während ihrer Abwesenheit von Frau Sch. dahingehend geleistet wurde, dass die Stationsarbeit damit also auch die Kinderversorgung von Frau Sch. weitgehend übernommen worden ist.
In diesen Abwesenheitszeiten ist es dann zu den schweren psychischen und physischen Misshandlungen durch Frau Sch. gekommen.
Nach meinem damaligen und auch heutigen Wissen, haben die Ordensschwestern von diesen Misshandlungen Kenntnisse gehabt. Frau Sch. hat es gut verstanden, bei Eintreffen der Ordensschwestern, durch schlagartige Verhaltensänderung gegenüber den Kindern, der bedrückter und verängstigten Stimmung, auch aus der Angst heraus, entgegen zu wirken.

Ich möchte hier einige der physischen und psychischen Misshandlungen die von Frau Sch. an mir begangen wurden beschreiben. Wohlgemerkt, es sind nur einige der Misshandlungen die von Frau Sch. begangen wurden in diesem Bericht beschrieben.

Freitags war einer der jede Woche wiederkehrenden „Badetage“.
Wir Kinder mussten uns nackt ausziehen; Frau Sch. leerte die Hosen bzw. Schürzentaschen. Dann mussten wir uns nackt in einer Reihe mit dem Gesicht zur Wand im Badezimmer aufstellen. Auf diese Weise bekamen wir das Geweine und Geflehe des jeweils in der Badewanne misshandelten Kindes mit, wagten uns aber vor Angst nicht, den Blick von der Badezimmerwand abzuwenden. Ein Kind nach dem anderen kam nun an die Reihe. Kinder die häufig von Angehörigen Besuch bekamen, traf es meist nicht so grausam.

Als ich an der Reihe war, wurde ich von Frau Sch. an den Fußgelenken gefasst und mit dem Kopf nach unten in die Badewanne gehalten und mit Gewalt in das Badewasser der Wanne getaucht, so dass ich mit meinem Kopf unter Wasser hing. Ich habe vor Angst gestrampelt, geschrien, geweint und gefleht, und mit alle Kraft versucht meinen Kopf aus dem Wasser zu halten. Um mein Schreien zu unterbinden wurde ich von Frau Sch. mit Gewalt mit dem Kopf unter Wasser gedrückt, dabei hielt sie mich weiter mit einer Hand an den Fußgelenken fest, und drückte mit der anderen Hand meinen Kopf unter Wasser oder schlug mich häufig auch mit einem Kleiderbügel auf den Po. Nach 5-6 Minuten endete diese Misshandlung mit meinem Flehen und Versprechen: "Ich will auch immer lieb sein Tante M., ich will auch immer lieb sein".

Weitere Misshandlungen waren:
Ich wurde mehrfach von Frau Sch. in einen kleinen Besenschrank eingesperrt.
Frau Sch. stopfte mir mehrfach Schmierseife in den Mund.
Mehrfach hielt mich Frau Sch. an den Beinen fest, wobei mein Kopf im Schweinestall bei den Schweinen hing. Dies endete erst mit meinem Weinen und Flehen: "Ich will auch immer lieb sein, Tante M. ich will auch immer lieb sein".

Dieser Satz "Ich will auch immer lieb sein Tante M., ich will auch immer lieb sein!", war von Frau Sch. eine bei fast täglichen Anlässen erzwungene Demutsbezeugung.

Einmal zwang mich Frau Sch. an einem Samstagabend, als ich bereits im Bett lag, ins Bett zu urinieren, um mich danach, mit meiner eingenässten Bettwäsche in die Badewanne zu stecken, wobei dann anschließend oben beschriebenen Badezimmergrausamkeiten von ihr ausgeführt wurden. Ich erinnere mich noch sehr genau wie sie vor meinem Bett stand und auch fragte ob ich mit dem urinieren fertig bin. Auch weiß ich noch genau, dass es ein Samstagabend war, denn dieser Tag war der Badetag der Angestellten, die sich in unserem Badezimmer badeten. Durch bauliche Umstände mussten die Angestellten um von ihrem Wohnbereich zum Badezimmer zu gehen, durch das Kinderschlafzimmer. Die Toiletten waren nur durch das Badezimmer zu erreichen. Meine mehrfach vorgetragene Bitte an die durch das Kinderschlafzimmer eilende Frau Sch. zur Toilette gehen zu dürfen, wurde mit der Begründung abgeschlagen, dass die Angestellten badeten und ich deshalb nicht zur Toilette gehen könne, bis sie sich dann an mein Bett stellte und mich zum einnässen zwang.

Es wären sicherlich noch mehr Grausamkeiten wie Selbstbeschimpfungen und Ähnlichem zu berichten, aber ich will noch einmal darauf hinweisen, dass der grausame Freitag keine Ausnahme, sondern die Regel war, und Freitag gab es jede Woche.

Täglich mussten wir Kinder von ca. 12:00 bis 15:00 Uhr Mittagsschlaf halten. Dies erfolgte nicht im Bett, sondern mit dem Kopf auf dem Tisch. Dies ersparte zum einen das Aus- und Ankleiden der Kinder, aber auch das Richten der Betten entfiel. Im Gruppenwohnraum gab es zahlreiche Löcher im Holzfußboden aus denen in ruhigen Zeiten, zu denen auch der Mittagsschlaf gehörte die Mäuse heraus krochen. Um die Mäuseplage in den Griff zu bekommen, waren von den Nonnen zahlreiche Mausefallen aufgestellt worden. Mit Ende des Mittagsschlafs war dann die Beute zu besichtigen. Frau Sch. nahm die Mausefalle mit der manchmal noch zappelnden oder blutenden Maus und hielt uns diese dich vor unser Gesicht. Vielfach strich sie mir dabei mit dem Mauseschwanz durchs Gesicht. Ich war bei dieser Quälerei fast immer dabei, schon deshalb, weil ich während des Mittagsschlafes eingenässt hatte, deutlich sichtbar durch einen kleinen See unter meinem Stuhl.

Die eingenässte Wäsche wurde nicht gewechselt, sondern musste am Körper trocknen. Auch die nachts eingenässte Bettwäsche wurde nicht gewechselt; im Laufe des Tages trocknete diese und am Abend wurde ich ins Bett mit der schmutzigen Wäsche gelegt.

Es gab eine Zeit etwa 1950, die Einweisungen ins Haus waren so zahlreich, dass die Anzahl der Betten nicht für alle Kinder ausreichten. So wurden Kinder ausgesucht, die dann in einem Bett schlafen mussten. Kriterium für das Zusammenlegen war u. a., Bettnässer die sich ein Bett teilen mussten. Ich lag über mehrere Monate mit Werner W., ebenfalls ein Bettnässer in einem Bett; wer einnässte, war somit nicht mehr festzustellen, bestraft wurden wir beide.
Werner W. bekam Besuch von einer Oma die ihm Kirschen mitbrachte. Die Kirschen wurden auf einem Teller auf einen Schrank abgestellt und sollten erst dann gegessen werden, wenn Werner nicht eingenässt hatte. Dies war nicht möglich, so vergammelten die Kirschen auf dem Schrank. Nach zehn Tagen mussten Werner W. und ich die vergammelten Kirschen essen; schließlich waren wir beide an dem Einnässen des Bettes verantwortlich und bedurften somit der Bestrafung. Mit dem Essen von vergammeltem Obst hatten wir Übung. Frau Sch. stopfte uns mehrfach vergammelte Tomaten unter lautem Gelächter mit Gewalt in den Mund. (Tomaten kann ich heute noch nicht essen.)

Haus Hoheneck war ein altes Gebäude, außen mit Vorsprüngen und Giebeln.
Ein Vorsprung ca. 20 Zentimeter befand sich direkt unterhalb der Fenster des Gruppenraumes in ca. 18 Meter Höhe über der Hauptstraße. Auch dieser Vorsprung diente der Bestrafung in dem Frau Sch. uns aus dem Fenster hob und uns auf diesen Sims stellte mit der Drohung, wir würden herunterfallen wenn wir nicht brav wären. Als Bettnässer war ich mehrfach bei solchen Strafaktionen dabei. Ich habe Lebensängste ausgestanden, wobei ich auf dem Sims stehend in die Hose gemacht habe, was zur Folge hatte, dass ich geschlagen und ausgelacht wurde.

Köstlich amüsierten sich die Nonnen und die Angestellten wenn sie mich zwangen Spotlieder, die zum Inhalt die Selbstverspottung hatten, zu singen und dabei zu tanzen.
Weinen wurde unterbunden; „sei lieb mach jetzt ein liebes Gesicht“ war der Standartsatz.

Erbrechen wurde unverzüglich bestraft, ich musste das Erbrochene sofort essen.

Diese hier geschilderten Misshandlungen habe ich wiederholend über mehrere Jahre erlebt; Freitag, Badetag war jede Woche und als Bettnässer bot ich jeden Freitag einen neuen Anlass bestraft werden zu müssen.

Nachtrag:
In den 80er Jahren wurde Frau Sch. aus dem Heim auch auf Grund meiner Angaben entlassen. Sie wurde allerdings von den Nonnen, die zahlreiche Einrichtungen in Essen unterhielten, in eine dieser Einrichtungen weiterbeschäftigt. Sie lebt heute als Rentnerin in Essen und ist für ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit nie bestraft worden. Ebenfalls ist keine der Nonnen für die begangenen Straftaten gegen die Menschlichkeit je zur Verantwortung gezogen worden.
Ende der 80er Jahre wurde den Nonnen, von Stadt Essen, die Leitung des Heimes entzogen, gleichzeitig mussten die meisten Nonnen, wegen mangelnder bzw. keiner Qualifikation, das Heim verlassen.
1997 wurde Haus Hoheneck geschlossen; inzwischen sind alle Gebäude abgerissen.
Die schweren psychischen Schäden konnten bei den Schutzbefohlen nicht abgerissen werden.

Der 2. Teil über die Jahre von 1952 bis 1960 folgt mit folgendem Inhalt:
Prügelnde Oberin
Schule/Zeugnisse
Braune Hemden
Erstkommunion
Heizungsbürste

Zucht und Unzucht
Mädchen
Messdiener
Sexueller Missbrauch
Politik im Heim
Fernsehen
Krank im Heim
Rausschmiss in Unfähigkeit
Fernsehen
Saure Milch, schlechtes Essen
Arbeit auf dem Bauernhof
Sauberkeit
Gewalt unter den Kindern
Kuscheln
Nachtrag

Ich stimme einer Veröffentlichung im Bereich „Lebensberichte“ zu.

22.03.2006 K.